Aber er schaut doch so herzig!!
Tierärztin Tanja Warter hat im Lokalteil der heutigen SN einen wirklich sehr guten Artikel zum Thema "Betteln bei Hunden - warum es schlecht für dein Tier ist" veröffentlicht. Das nehmen wir uns zum Anlass, diesen Artikel und Frau Warter voll zu unterstützen.
Bettelnde Hunde sind - vor allem für uns Trainer wahrlich keine Seltenheit. Ein Großteil der Haushunde in Österreich erbettelt sich mindestens einmal am Tag was Feines. Dabei geht es aber beim Betteln nicht zwangsläufig um Futter. Ein Hund kann genauso nach mehr Territorium betteln oder auch nach Nähe.
In den folgenden Punkten erklären wir euch, warum das Betteln schlecht für euren Hund ist.
1. menschlichte Kost ist kein geeignetes Hundefutter
Das, worum der Hund bettelt, ist oft zu salzig oder zu süß. Speck oder Milch können Durchfall verursachen, Schokolade löst oft Übelkeit aus und kann im schlimmsten Fall Herzrasen verursachen. Salz generell verursacht viel Durst und belastet die Nieren des Hundes. Zwiebeln können Auslöser für Blutarmut sein.
Die Liste der für Hunde gesundheitschädlichen Nahrungsmittel ist lang.
2. Betteln ist einfach lästig
Dieser Punkt ist vorallem für uns Trainer etwas, was wir immer wieder predigen. Hat ein Hund gelernt, dass Betteln zum Erfolg führt, wird er es wieder und wieder tun, bis es für den Hund - und meistens leider auch für den Halter - zur Routine wird.
Kaum steht das Essen auf dem Tisch, sitzt der Hund auch schon neben dem spendierfreudigsten Menschen seines Rudels. Das Essen beginnt, ein Happen für den Hund, einer fürs Herrl.. usw..
Bleibt das Futter einmal aus, weil Besuch da ist oder weil man heute im Gasthaus speist, versteht der Hund die Welt nicht mehr. Er wird immer lästiger, fordert "sein Futter" mit den Pfoten ein oder winselt so lange, bis alle genervt sind und der Hund doch noch seinen Erfolg genießen kann.
Hat man einen bettelnden Hund, dann wird der Besuch in Restaurants oder Cafes ziemlich schnell kompliziert, ungemütlich und mit der Zeit auch uninteressant. Ein bettelnder Hund schränkt den Alltag ein.
3. Betteln hat auswirkungen darauf, wer im Haus das sagen hat
Auch das ist ein Punkt, den wir bei jedem Training wieder und wieder aufgreifen und auch hier wollen wir noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig für den Hund klare Grenzen sind.
Viele Dinge, die wir im Zusammenleben mit unseren Fellnasen nicht besonders wichtig finden, sind für den Hund von größter Bedeutung.
Öffnet ihr dem Hund die Gartentüre, wenn er sich davor hinstellt?
Das ist nett von euch. Der Hund lernt dabei aber nur eines: "Ich entscheide, wann ich in den Garten gehe - also muss ich hier das sagen haben".
Selbiges gilt auch für Futter, die wichtigste Ressource im Leben eines Hundes. Das bedeutet: wer über das Futter entscheidet, hat das absolute Sagen! In dem Moment, in dem der Hund Erfolg mit Betteln hat, entscheidet er alleine, wann und was er bekommt und somit wird er ziemlich schnell der Meinung sein, dass er der Chef im Haus ist.
Will der Hund seine neuen Chefrechte dann plötzlich im Haus umsetzen, kann es zu Konflikten kommen. Zum Beispiel kann der Hund testen, ob er nicht auf über das Sofa verfügen kann, und kann dieses durch Knurren oder sogar mit den Zähnen verteidigen.
Durch das Betteln hat sich ein Mißverständnis im der Führungsrolle ergeben. Zum Glück sind die meisten Hunde tolerant und akzeptieren sogar, wenn sich Menschen inkonsequent oder hunde-unlogisch handeln. Klares Handeln und eindeutige Regeln sind für Hunde aber viel feiner und natürlich leichter zu verstehen. Die beste Regel lautet: vom Tisch gibt es nichts!
Frau Warter spricht uns mit diesem Artikel aus der Trainerseele, vorallem da wir ja sehr stark mit Ressourcenverwaltung arbeiten. Ein "Kavaliersdelikt" wie dem Betteln eines Hundes nachzugeben, kann im Alltag wesentliche Auswirkungen auf euer Zusammenleben haben!
Quelle: Salzburger Nachrichten, Lokalteil vom 13.06.2017
Link: Tierärztin Tanja Warter